09.04.2019
Minna und ihre zwei gefiederten Freunde
Lange hat sich Minna Probst bei ihrem Herzenswunsch gedulden müssen. Jetzt ist es aber endlich soweit. Noch vor Ostern ziehen zwei Papageien vom Zeiher Vogelpark ins Schupfarter Zuhause der Neunjährigen um. Dem Umzug gingen intensive Informations- und Vorbereitungsmonate voraus.
Die schönsten Geschichten schreibt oftmals das echte Leben selbst. Im Falle von Vulcanus und Mika sind es gleich drei Begebenheiten, die sich zu einem gemeinsamen Happy End zusammenfügen. «Es ist fast zu schön, um wahr zu sein. Eine richtig tolle Geschichte», so ein begeisterter Rolf Lanz. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beginnt der Leiter des Zeiher Vogelpark Ambigua zu erzählen. Erzählt von den beiden Graupapageien Vulcanus und Mika, von dem Ehepaar King in Kaiseraugst und von Minna, dem neunjährigen Mädchen aus Schupfart. «Die beiden, zirka zehnjährigen Graupapageien gehörten dem Ehepaar King. In den Ferien kamen die Vögel regelmässig zu mir in den Vogelpark. Dann aber bekam Herr King Bescheid, dass er beruflich wieder zurück nach Australien muss. Die Papageien mitzunehmen, war aufgrund der gesetzlichen Hürden und auch der enormen Kosten wegen nicht möglich.» Das Ehepaar wandte sich in seiner Sorge um die geliebten Vögel an Rolf Lanz. Und stiess auf offene Ohren. «Ich kannte die Tiere ja bereits.» Und so zogen vor einigen Monaten die Graugefiederten mit ihren roten Schwanzfedern in den Zeiher Vogelpark ein.
Zu diesem Zeitpunkt kannte Rolf Lanz auch bereits Minna Probst. Die Neunjährige nahm vor zwei Jahren an einen Ferienspass-Kurs im Zeiher Vogelpark teil. Schon damals, erinnert sich Lanz, sei ihm das Mädchen mit seiner sehr interessierten Art aufgefallen. «Sie hat viel gefragt. Mit einfachen Antworten gab sie sich nicht zufrieden, wollte mehr wissen.» Seit jenem Ferienspass-Kurs ist Minna immer wieder im Park anzutreffen. Beobachtet, fragt und hilft. Warum das so ist, zeigte sich bald. «Minna und ihre Schwester durften sich zur Erstkommunion ein Geschenk aussuchen», sagt Mutter Antonia Probst. «Meine Schwester hat sich für eine Kornnatter entschieden», grinst Minna und macht damit deutlich: es darf in ihrem Daheim ruhig auch etwas Aussergewöhnliches sein. Die Eltern stehen dahinter. Nehmen dabei aber auch ihre Kinder in die Verantwortung. Das wird beim Treffen im Zeiher Vogelpark mehrfach deutlich. Hier laufen die Vorbereitungen auf die baldige Eröffnung auf Hochtouren. Während der Wintermonate wurde einiges umgebaut und alles rollstuhlgängig gemacht.
Als ihre Tochter Minna den grossen Wunsch nach einem Papagei geäussert habe, sei auch sie sofort begeistert gewesen, erzählt Antonia Probst. «Für uns war wichtig, dass wir ein Tier zu uns nehmen, welches das ganze Jahr draussen sein kann.» Platz für Gehege oder Volieren gibt es genügend. Und da war ja auch noch die ursprüngliche Idee, die Vögel im gleichen Gehege wie die bereits vorhandenen Hühner unterzubringen.
Als Rolf Lanz betreffend möglicher abzugebender Papageien von der Familie Probst kontaktiert wurde, kamen ihm sofort die beiden handzahmen Graupapageien Vulcanus und Mika in den Sinn. Wie gut diese beiden Vögel mit Minna harmonieren, zeigte sich beim Besuch der Journalistin im Vogelpark. Auf dem Weg zu ihren künftigen Schützlingen erklärt Minna, dass Mika lieber im zur Voliere gehörenden Haus auf die Hand kommt, als draussen im Flugkäfig. Bei Vulcanus, er sei sowieso etwas der Frechere der beiden, spiele drinnen oder draussen keine Rolle. Die Frage, ob die Papageien reden können, erübrigt sich. Mit tiefen und gut hörbaren «Hallo, hallo» wird die Neunjährige von Vulcanus begrüsst. Er lässt sich auch nicht lange bitten und klettert dem Mädchen auf den Unterarm und von dort auf die Schulter. Fast zärtlich stupst er seine neue Besitzerin an. Sie zeigt auf die mächtigen Krallen des Papageis. «Man könnte meinen, damit macht er einem weh. Ist aber nicht so. Wenn er auf meinem Arm sitzt, dann macht er das ganz vorsichtig, ich spüre die Krallen überhaupt nicht.»
Dass der Wunsch nach den beiden Papageien kein schnelllebiger ist, zeigte sich auch mit der grossen Geduld, welche Minna aufbringen musste. Rund neun Monate sind vergangenen, seit der «Deal» mit Rolf Lanz beschlossen wurde. Seither hat sich die Familie intensiv mit der Pflege von Papageien und auch deren neuen Behausung auseinandergesetzt. Experte Rolf Lanz wurde beigezogen. Weil er das Hühner-Gehege als nicht geeignet erachtete, wurde eine grosse, neue Voliere für die grauen Vögel geplant und in Eigenarbeit errichtet. Das dazugehörende, witterungsgeschützte Häuschen – Antonia Probst lacht und meint: «Mittlerweile ist es schon fast ein Haus» – steht nun kurz vor der Vollendung. Vulcanus und Mika bekommen ein super Zuhause, lobt Rolf Lanz. Mit Antonia Probst und Minna vereinbart er, dass er vor dem Einzug der Vögel deren neues Zuhause nochmals besichtigen kommt.
«Minna hat während des letzten Jahres auf alle Geschenke verzichtet», sagt Antonia Probst. Statt Geburtstagsund Weihnachtsgeschenke beteiligt sich die künftige Papageienbesitzerin an den Kosten. «Jetzt ist es bald soweit », freut sie sich. Noch vor Ostern werden Vulcanus und Mika den Vogelpark Ambigua in Zeihen Richtung Schupfart verlassen und ihr neue Flugvoliere mit eigenem Häuschen in Schupfart in Beschlag nehmen. «Ich kann es kaum mehr erwarten», so eine strahlende Minna. Hinter ihr ertönt ein tiefes, heiseres «Hallo, hallo.»
Bericht und Fotos: Susanne Hörth, NEUE FRICKTALER ZEITUNG
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