02.03.2021
«Chelati» verlässt Frick in Richtung Gipf-Oberfrick
Wenn Federico Hochreuter sagt, er sei von der Hölle in den Himmel gekommen, meint er nicht den bevorstehenden Ortswechsel der Gelateria. Hochreuter spricht von der schweren Krankheit, die er überwunden hat und von der Freude, gesund zu sein und wieder arbeiten zu dürfen.
Mitte März schliesst Federico Hochreuter das «Chelati» an der Fricker Hauptstrasse und zieht um in die ehemalige Poststelle neben dem Volg in Gipf-Oberfrick. Auch wenn derzeit im Innern der ehemaligen Post noch heftig umgebaut wird, am 3. April plant Hochreuter zu öffnen. Gleichzeitig mit dem Umbau will er das Angebot ausbauen. Zusätzlich zur selbst gemachten Glace sollen Barista- Kaffeespezialitäten, frisch gepresste Smoothies sowie ein Frühstücksund Brunchangebot dazu kommen. Produktion, Catering, Laden – alles findet Platz in den umgebauten Räumlichkeiten. Dass die Gemeinde und auch die Baugenossenschaft Gipf-Oberfrick als Liegenschaftsbesitzerin seine Pläne unterstützen, darüber freut sich Hochreuter. Seine Freude ist umso grösser, als er das Objekt schon im Auge hatte, als bekannt wurde, dass die Poststelle geschlossen wird. Doch dann kam alles anders.
Es war im Sommer 2019 als die Post mitteilte, dass die Poststelle in Gipf- Oberfrick geschlossen wird und die Postdienstleistungen per Ende Oktober in den Volg-Laden nebenan integriert werden. Schon damals hat Federico Hochreuter sich vorstellen können, dass sich in den freiwerdenden Räumen wunderbar Glace herstellen und Gäste bewirten lassen würde. «Die Lage ist perfekt und wir haben hier Sonne vom Morgen bis in den Abend hinein, dazu einen grosszügigen Vorplatz, um darauf eine Terrasse zu eröffnen – mit Holzboden und zwei schattenspendenden Bäumen.»
Zu mehr als diesen Gedankenspielereien war er damals im Sommer 2019 aber nicht fähig. Eine bösartige Krebserkrankung hatte ihn im Februar 2019 zu Fall gebracht. Einfach so und ohne jede Vorwarnung. «Ich kam gerade aus den Ferien in Argentinien zurück, trainierte meine Jungs beim FC Frick und fühlte mich ganz plötzlich richtig schlecht.» Mit Husten und schweren Atemproblemen sei er schliesslich ins Spital gekommen. Von dort sollte er so schnell nicht wieder wegkommen. «Vier Wochen lang lag ich auf der Intensivstation.» In schlechtem körperlichem Zustand mit stark eingeschränkter Lungenfunktion und schwachem Herzen habe er die Therapie antreten müssen. «Die Zeit drängte, zuwarten ging nicht. Die Chemotherapie war der Horror», erinnert sich Hochreuter und nimmt fürs Foto kurz die Maske ab. Er habe Glück gehabt, sagt er lächelnd und meint damit den langen Kampf ums überleben.
Mit Abstand zum Durchlittenen fasst er das Erlebte heute in einem Satz zusammen: «Die Krankheit war die Hölle, jetzt wieder gesund sein ist der Himmel.» Jakob möchte laufen. Hochreuter streichelt seinem Hund liebevoll über den Kopf. «Jakob war immer an meiner Seite. Ohne ihn und ohne meine Familie wäre ich heute nicht hier.»
Im Februar 2020, ein Jahr nach Ausbruch der Krankheit, stand er wieder in seiner Gelateria, kreierte neue Glaces, fand Gastronomiebetriebe, die seine Waren ins Angebot aufnahmen. Dann kam die Corona-Pandemie und die Restaurants mussten schliessen. Als Take-away-Betrieb konnte «Chelati» weiter offenbleiben. «2020 war für uns trotz allem ein gutes Jahr», sagt Hochreuter. Das Jahr mit dem guten Geschäftsverlauf und vor allem das Jahr, in dem er wieder gesund wurde.
Text und Foto: Simone Rufli, NEUE FRICKTALER ZEITUNG
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